Von schlechten Eltern

Vorstellung/Theater: Bühnen Bern

Premiere: 6. November 2021

Die Schauspieler (die Besetzung des Stückes besteht aus drei Männer) sind schon im Saal, wenn es das Publikum noch nicht ist. Genauso wie der sich durchs Stück ziehende Bodennebel. Das schlichte Bühnenbild, welches lediglich aus ein paar Neonröhren besteht , erhellt den Saal.

Es beginnt. Es wird gerannt, gebremst, gesprochen und musiziert. Bei einem Titel wie «von schlechten Eltern» erwartet man vieles: Trauer, Wut, Verzweiflung, Traumata und Charakterprägungen. Das Stück hingegen erzählt mit einer simplen Darstellungsweise die Geschichte eines Taxichauffeurs. Er schleicht sich nach dem Tod seiner Frau jeweils Nachts von seinem Sohn davon, um zu arbeiten und den Geist seiner Liebsten zu spüren. Diese Geschichte ist durchaus dramatisch und verworren aber nicht das worauf das Publikum sich einstellt. Das Publikum ist bereit zu weinen, selbst zu hinterfragen (ich sah überdurchschnittlich viele Tempo-Packungen) und wird stattdessen Wort wörtlich durch einen sehr spezifischen Themennebel geführt.

Lange Dialoge zu sinnlichen Themen ohne wirklichen Inhalt. Einzelne Sätze bleiben im Raum hängen, wären ein Zitat wert. Es bleibt jedoch fraglich ob das Stück für eine Bühne geeignet ist oder man es besser auf Papier läse und den Rest der Phantasie überliesse…

Viele Fragen bleiben offen und Tränendrüsen versiegelt. War das das Ziel?

Die Schauspieler geben vollen Einsatz, sowohl körperlich als auch sprachlich. Von hochdeutsch über berndeutsch, von minutenlangem Stillliegen über mehr oder minder synchronen Choreos bis hin zum nebelaufwühlenden Sprint. Doch da fragt man sich: was wäre gewesen hätten die Schauspieler nicht so gut gespielt?

Von fast eingeschlafen (1) bis ich will nochmal (5): Sicherlich war es ein kurzweiliges, andersartiges und gut verständliches Stück. Spannend oder berührend fand ich es persönlich

Nicht, was ich von einem modernen Theaterstück heut zu Tage eigentlich erwarte. Wie so immer möchte ich die Erfahrung nicht missen doch ein zweites Mal ists für mich nicht nötig. Ich liebte das Bühnenbild und die Schlussszene… manchmal ist weniger einfach mehr. (2)

Würd ich’s meinen Nachbar:innen empfehlen? : Haben sie schon länger kein Theaterstück mehr gesehen oder wollen mal von den klassischen Stücken wie «der Besuch der alten Dame» etc. abkommen? Try it! Sind sie emotional labil und eigentlich eh nicht so Theater affin? Don’t do it. Es ist ein absolut «graues» Stück und somit schwierig einzuordnen oder empfehlen. Eine Bereicherung für Jede und Jeden (weil das Kunst immer ist) aber nicht eine direkte Empfehlung.

Geeignet für: Profis, Laiinnen, Interessierte

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